Nun ja, ich habe Deine beiden
Briefe erhalten, aber meinst Du, daß ich Zeit habe, so
postwendend, wie es Dir beliebt, zu antworten, noch dazu so
oft, wie mein Mündel es gut findet, mir einen Haufen
Wischiwaschi an den Kopf zu klatschen? Ich bin nur ein
Junggeselle (ein alter Junggeselle, wenn Du willst), aber
ich kenne die Launen halbwüchsiger Frauen. Heute wollen sie
dies, morgen jenes. Nun ja, was soll ich Dir antworten? Weiß
ich, inwieweit Du recht hast? Nicht, liebste Sara, daß ich
Dich für imstande halte, mir einen Bären aufzubinden, wie
man so sagt: Nein, Du warst immer ein aufrichtiges Kind.
Aber Du bist jung, und es geht nicht alles nach Deinem Kopf
– Grund genug, mir solche betrüblichen Dinge zu schreiben. |
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Aagje Deken & Betje Wolff:
Sara Burgerhart..
Ein Briefroman.
Originaltitel: Aagje
Deken & Betje Wolf.
De historie van mejuffrouw Sara Burgerhart (1782)
Herausgegeben und aus dem Niederländischen übersetzt
von
Nadine
Erler.
Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2015. 448 S. 26,- €.
Format 12 x 19, 466 g, Softcover
ISBN: 978-3-940597-79-3
Email an den Verlag
"Lesen Sie dieses Buch nicht. Man findet in diesem
Buch keine Wahnsinnstaten, die ein Engländer selbst mit einer Gänsehaut liest;
keine so übertriebenen Tugenden, daß sie für uns schwache Menschen unerreichbar
sind. Es gibt zwar einen widerwärtigen Herrn R., aber wir fürchten, daß man
sogar in unserem Vaterland dann und wann so einen Schelm antrifft. Zügellose
Triebe und die Gewohnheit, sich immer durchzusetzen – braucht es noch mehr, um
solch einen Charakter hervorzubringen? Im ganzen Werk wird kein einziges Duell
ausgefochten. Einmal wird aber eine Ohrfeige verabreicht. Es wird weder Schach
gespielt noch Gift getrunken. Unsere Phantasie hat sich nichts Wundersames
ausgedacht, alles bleibt im Rahmen des Natürlichen. Nicht Zauberkraft, sondern
die Handlungen der Personen führt zum Guten. Wir machen Sie mit Ihren
Landsleuten bekannt, mit denen, die Sie gern kennen würden, wenn wir Sie mit
denselben in Bekanntschaft bringen."
(Aus dem Vorwort zur 1. Auflage)
"Es ist wahrscheinlich, daß der große Erfolg dieses
Romans größtenteils der – Neugier zu verdanken ist. Ein vaterländischer Roman,
geschrieben von zwei Frauen, ist ungewöhnlich genug, um die Aufmerksamkeit zu
wecken. Es beweist noch lange nicht seinen inhaltlichen Wert. Übrigens hat jeder
dieses Werk beurteilt. Traurige, in der Tat sehr traurige Dinge hat man darüber
gesagt! Einige meinten, genau zu wissen, daß wir nicht die Leute seien, die ein
Buch dieser Art schreiben können, denn wir verstünden uns nicht darauf, einen
Charakter ganz abzubilden, es sei voller redites, eine schlechte Mischung aus
Ernst und Spaß, wir ärgerten die Spitzfindigen und brachten die Fröhlichen zum
Gähnen, und lieber Himmel, worauf läuft alles hinaus? Auf eine Ehe! Wie niedrig
ist das! Gewöhnlich! Außerhalb des großen Tones! Das ist noch nicht alles! Man
hat Blankaart, den guten, ehrlichen, vaterländischen Blankaart, ebensowenig
ver-schont wie sein liebenswertes Mündel. Dies wenige sei genug, um zu zeigen,
daß wir es nicht jedem rechtgemacht haben, so gefragt dieses Buch auch war."
(Aus dem Vorwort zur 2. Auflage)
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