Minna Canth, in ihrer finnischen Heimat
als Autorin und Vorkämpferin für die Rechte der Frauen
gefeiert,, ist bei uns wenig bekannt. Eine Begegnung lohnt
sich aber. In einer kleinen Reihe des Verlags 28 Eichen
übersetzte und edierte Nadine Erler mehrere ihrer Werke.
Canth bezieht sich in ihrem vieraktigen Drama von 1891 auf
die Gesellschaftsdramen des eine halbe Generation älteren
Ibsen, schwächt dessen Pessimismus aber entschieden ab.
Soviel sei verraten: diese Geschichte eines Zerwürfnisses
zwischen einem Pfarrer, der die Säulen seiner Religion
gefährdet sieht, und seinen andersdenkenden Kindern endet
versöhnlich, geradezu wie der prophetische Entwurf eines den
Faktor gegenseitiger Liebe nie mißachtenden Umgangs
miteinander. Die Freiheit sei immer die Hauptsache, meint
der aufrührerische Sohn. "Nicht doch, Jussi", relativiert
die ältere Tochter und nimmt ihn bei der Hand, "die
Hauptsache ist immer die Liebe."
Bedenkenswerte Einsichten einer frei denkenden Autorin, die
ihr weibliches Mitgefühl dem Kampf um Meinungsfreiheit und
uneingeschränkte Selbstbestimmung nicht zum Opfer bringt.
Bemerkenswert auch die im Stück verarbeiteten Einsichten in
Funktion und Spielräume der Presse. Der Text ist liebevoll
übersetzt unter Berücksichtigung einiger anscheinend
landestypischer Anredeformen.