Verlag 28 Eichen


 

Cover: Olaf R. Spittel (2008) unter Verwendung des Gemäldes von Théodore Géricault „Cuirassier blessé quittant le feu„ (1814, Ausschnitt, Paris, Musée du Louvre)

 

Sir Arthur Conan Doyle: Die Abenteuer des Brigadier Gérard.
Band 2
Erzählungen. Originaltitel: The Exploits of Brigadier Gérard (1896) / Adventures of Gerard (1903)
Übersetzung aus dem Englischen von Luise Schroeter, Rudolf Lautenbach
Sir Arthur Conan Doyle: Ausgewählte Werke, Band 10
Herausgegeben von Olaf R. Spittel
Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2008. 216 S. 15,50 €.
Format 12 x 19. 237 g. Softcover
ISBN: 978-3-940597-04-5

 

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Ich hoffe, sagte er, daß keiner von meinen Freunden, die mir auf meinen kleinen Abenteuern gefolgt sind, den Eindruck erhalten hat, als ob ich von meinen eigenen Vorzügen eingenommen wäre, denn dann wäre er in der Tat in einem großen Irrtum befangen. Der wahrhaft gute Soldat verfällt nie in diesen Fehler. Allerdings habe ich meine Persönlichkeit hier als tapfer, dort als umsichtig und klug hingestellt, aber was blieb mir anderes übrig, wenn ich der Wahrheit treu bleiben wollte?

Sir Arthur Conan Doyle
1859 – 1930

Inhalt

Wie der Brigadier das Schicksal Deutschlands in der Tasche hatte

How the Brigadier Played for a Kingdom

Wie der Brigadier nach Minsk ritt

How the Brigadier Rode to Minsk

Wie der Brigadier nach der Schreckensburg kam

How the Brigadier Came to the Castle of Gloom

Wie sich der Brigadier seine Medaille holte

How the Brigadier Won His Medal

Wie der Brigadier vom Teufel versucht wurde

How the Brigadier was Tempted by the Devil

Wie der Brigadier in England Triumphe feierte

How the Brigadier Triumphed in England

Wie sich der Brigadier bei Waterloo auszeichnete

How the Brigadier Bore Himself at Waterloo

     I. Die Geschichte in der Waldschenke

     The Adventure of the Forest Inn

     II. Die Geschichte von den neun preußischen Reitern

     The Adventure of the Nine Prussian Horseman

Wie der Brigadier sein letztes Abenteuer bestand

The Last Adventure of the Brigadier

Quellen und Übersetzer

Erstveröffentlichung der einzelnen Erzählungen: Dezember 1894 bis Dezember 1895, Januar 1900, August 1902 bis Mai 1903 und September 1910 in The Strand Magazine.

Erste Buchausgaben: The Exploits of Brigadier Gerard. George Newnes Ltd, London 1896 und: Adventures of Gerard, George Newnes Ltd, London 1903.

Deutsche Erstausgabe in 2 Bänden (in veränderter Zusammensetzung): Conan Doyle, Die Abenteuer des Brigadiers Gerard. Lutz, Stuttgart. Band 1: 1909, Band 2: 1911.

Die vorliegende zweibändige Ausgabe folgt der Neuordnung der Erzählungen der deutschen Erstausgabe, vermehrt durch die Erzählung The Marriage of the Brigadier (Erstveröffentlichung 1910), die hier erstmals in deutscher Übersetzung erscheint.

Die Erzählung „Das Verbrechen des Brigadiers“ (How the Brigadier Slew the Fox, 1899) wurde neu übersetzt von Reinhard Hillich.

Die Erzählung „Die Hochzeit des Brigadiers “ (The Marriage of the Brigadier, 1910) wurde übersetzt von Jürgen Meyer.

Alle weiteren Erzählungen wurden übersetzt von Luise Schroeter und Rudolf Lautenbach. Diese Übersetzungen wurden durch den Herausgeber leicht bearbeitet.

 

 

 

 

5.0 von 5 Sternen Husarengarn 21. September 2012. Von Sigrid Ertl

Ein Café in Paris. Ein alter Mann, seines Wissens ehemaliger Husar unter Napoleon, erzählt den Anwesenden seine Abenteuer.

Gérard, so sein Name, zeigt sich als ergebener Patriot mit unbestechlichem Gehorsam gegenüber seinem heißgeliebten Kaiser. Doch sei er nicht nur Soldat, nebenbei, so betont er, sei er auch sehr gebildet und bewandert in Kunst und Kultur, zudem ein großer Kenner und Liebhaber von Pferden und Frauen.

Doyle schuf eine charmante Figur, die vordergründig als eitel, selbstverliebt und hochstablerisch erscheinen mag. Aber wie Gérard scharfsinnig feststellt: er ist weit davon entfernt, von seinen Vorzügen eingenommen zu sein. Warum sollte es auch frevelhaft sein, die eigenen Vorzüge in dem Maße zu loben, wie es ein Dritter ebenso tun würde, sofern alles der Wahrheit entspricht.

Was Gérard jedoch nicht mitbekommt, ist, daß sich sein Autor manchesmal genötigt sieht, ihn kurz auszublenden und kommentatorisch einzugreifen, weil Gérards Eigenwahrnehmung im Kriegsgetümmel verständlicher Weise etwas leidet (in „Das Verbrechen des Brigadiers“; Band I). So gerät Gérard als Späher im englischen Bezirk zufällig mitten in eine Fuchsjagd der trotz Krieg sportbegeisterten Engländer. Hier ergreift ihn der Rausch, er vergißt den Krieg, verstößt gegen sämtliche (englische) Regeln, tötet den Fuchs, das empörte Schreien der Engländer hinter ihm deutet er als Freuden- und Anfeuerungsrufe, zu seinem Glück endet die Jagd an der Grenze des eigenen französischen Lagers. Don Quijote läßt grüßen.

Unser Held ist nicht nur tapfer, edelmütig und kämpferisch. In gleichem Maße tritt er hier und dort in Fettnäpfchen, wird ständig an der Nase herum- und hinters Licht geführt. Trotz allem bewältigt er spielerisch die allerheikelsten Situationen, in die er sich oft selbst gebracht hat. Er rettet sogar Napoleon das Leben und hätte ihm, da können wir sicher sein, auch die Weltherrschaft gesichert, wären da nicht „höhere Gewalten“ dazwischengekommen. Hier steht er Münchhausen in nichts nach.

Die Abenteuer des Brigadier Gérard – ein wundervolles Werk und eine spitzfindige Charakterstudie, agierend auf dem Schachbrett des kollektiven Kriegs- und Größenwahns, unter der Herrschaft eines etwas zu kurz geratenen und moppligen Kaisers. Unter der Flagge von Patriotismus, Personenkult und Länderklau war echtes Heldendasein noch möglich.

Quelle