|
Lutz Hartmann:
Brainman
Erzählungen
Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2009. 204 S. 17,- €. Format 12 x 19,
216 g, Softcover
ISBN: 978-3-940597-41-0
Der Titel ist
über den Buchhandel
nicht mehr erhältlich
Email an den Verlag
Normal ist nichts in diesen Geschichten - da wird
jemand durch eine asiatische Akupunkturnadel auf die Geschwindigkeit
einer Revolverkugel beschleunigt, führt ein aufregendes Leben in einer
virtuellen Realität und darf sich auf Leben und Tod mit seinen Chefs
duellieren, um Karriere zu machen. Man erfährt, was passiert, wenn man
sich auf der Straße selbst begegnet, wie man sich als Cyborg mit einem
künstlichen Organismus fühlt oder wie es ist, wenn man sich als Mann das
Gehirn mit einer Frau teilen muß. Das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks
wird ebenso gelüftet, wie das Geheimnis des plötzlichen Zusammenbruchs
des Ostblocks ...
Inhalt:
Time Bandit
Lifestream
K.O.-System
Schizo
Brainman
Exil
Bermuda Transfer
E 512
|
Was für Einfälle muss ein SF-Autor wohl haben? Unendliche und
mehr als nur ungewöhnliche! Er muss nicht mit der Nadel das
beschauliche Lebens geschwinder machen, das Denken in eine
schnelle reiche Zukunft hinüberretten. Wer wollte in seiner
Jugend nicht reich werden, wer wollte nicht in den Traum einer
verehrten Persönlichkeit schlüpfen. Nun gut, vielleicht bin ich
zu langsam für so ein Leben geworden, es wird wohl nicht mehr
klappen. Aber als Autor kann man darin leben. Hier wird man Teil
eines Filmes, einer virtuellen Welt und genießt die Erotik. Der
Autor hat sein Leben, als geborener Frauenheld, zur Hauptrolle
in einem Film gemacht. Ich will auch, rufe ich ihm zu. Hier ein
elektronisches Halluzinogen erfunden vom Autor. Er erfährt als
Held die Schnelligkeit seiner phantastischen Erfindung. Täglich
spüren wir in unserem beruflichen Dasein die unsichtbaren nicht
schriftlich niedergelegten Grenzen und Kämpfe zum Aufstieg oder
die Fahrt ins innere Siechtum. Der Autor treibt es auf die
Spitze und führt das Duell wieder ein. Ein Duell, das für einen
der Konkurrenten tödlich enden muss. Man fordert den
Vorgesetzten zum Zweikampf auf, man tötet ihn in der Erzählung
körperlich - versuchen wir es nicht täglich im Beruf geistig und
seelisch. Wieder und wieder und wenn wir es nicht mehr wollen,
wenn wir mit dem Kämpfen aufgehört haben, dann wird man als
Schwächling, als Spinner angesehen. Es gibt keine Freundschaft
mehr, nur noch Macht, Geld und Angst." Dieser Satz ist nur noch
die leichte Überspitzung der Gegenwart. Gehen wir nicht zum
Fußball, gehen wir zu einer schönen blutigen Schlägerei ins
Stadion. Zurück in die Frühzeit der Neuzeit des Lebens. Schon
oft habe ich tagträumend mich selbst getroffen und übertroffen.
War dies die Zeitschleife von der der Autor spricht, machte er
gleiche Erfahrungen mit seinen Träumen und Erinnerungen. Nein,
der Autor führt uns vor, dass auch ein Doppelgänger nicht Arbeit
und Denken halbieren kann. Kann er sich aber doppelt amüsieren,
wohl auch nicht. Doppelgänger und Frauen, was für ein Thema.
Welche Wirklichkeit die wir erleben ist die Richtige, die
Wirkliche - ist nicht das Greifbare oft das Unbegreifliche, ist
das Sichtbare nicht im Moment unsichtbar. Gehirnlos bekommt eine
neue Dimension. Künstlich geschaffene Städte mit den sozialen
Bindungen unsere Urzeitlichen Vorfahren. In kleinen Gruppen auf
die Jagd nach einem Miteinander gehen und ein seelenloses
Nebeneinander finden. Der Autor zeigt uns die Tiefen der
menschlichen Seelenwelten. Die Kommunikation bleibt im erlaubten
Kreis, Beziehungen sind gebunden, niemand soll es wagen
herauszuragen. Schreckliche Darstellung, aber diese ist nicht
unbekannt. Aus meinem Blickfeld heraus ein wenig übertrieben.
All das bekannt und unbekannte Leben ohne Software. Hobby zum
Beruf machen können. Beneide ich Künstler auf der Bühne - ja.
Alles wird zu einem geistigen Fragezeichen. Im Gehirn einer
schmucken Sängerin aufwachen und all ihre Belanglosigkeit
miterleben. Lieber im eigenen Hirn sein und nicht fad und
depressiv sein. Eine Verantwortlichkeit für sein eigenes Streben
fühlen, das ist das Zeichen meiner Freiheit. Wieder zurück ins
eigene Ich und dem geistfressenden Wesen die Wahrheit ins
Gesicht schreien. Dies hat der Autor auch in meinem Namen
gemacht. Zurück am 8. Dezember - da war bei mir etwas - ach ja
Geburtstag. Na ja, es fehlt manches Mal die Erinnerung bei mir
auch ohne ein Gerät zur partiellen Bewußtseinsverlagerung.
Dieses Gerät sollte man einigen ganz wenigen Wirtschaftsweisen,
Politikexperten und Fernsehaktiven verschreiben. Diese lieben
Mitbürger werden wohl mit einem krankhaft übersteigerten
Geltungsbedürfnis karikiert. Vielleicht auch Ich mit meinen
großen Lücken, wer weiß das schon. Der Autor weiß es, denn auch
ich bin durch seine Erzählungen sein Thema. Er sagt, fliehe in
ein neues Leben, aber kann ich so oft fliehen, will ich so oft
fliehen? Vielleicht fliehe ich auf die Basis Aurus zu den Exen.
Zurück aus einer traumhaften Zukunft, zurück in mein Irrenhaus.
Alles was uns anders oder sonderbar erscheint, alles Fremde wird
zum Irrsinn deklariert. Niemand glaubt, oder denkt an seine
eigenen Wissenslücken. Bauen wir uns nicht selbst die Mauern,
auch die Mauern zu den Träumen und Ideen. Es ist nur der Blick
auf sichtbare Mauern, schlimmer waren und sind die Mauern für
meine Träume und Ideen, die Mauern die einfach nicht aus meinem
Leben verschwinden wollen. Ich kämpfe dagegen an, ich will
endlich die Anpassung verlieren und bemerke aber meine eigenen
Grenzen. Der Autor hat mich wieder ein wenig entblößt.
Mal kosten was andere Menschen denken, Gehirn mit Seele,
Gedanken und Träume, Whisky und schöne Frauen - keine Zukunft
ohne diese Themen. Der Autor hat mich fasziniert. Seine
Geschichten haben mich zum Umdenken bewegt. Sie sind zurzeit die
Fessel für die Vergangenheit. Mehr Erzählungen - vielleicht kann
der Autor diesen Wunsch erfüllen.
|
|