Verlag 28 Eichen


 

Fredrika Runeberg


Foto: Daniel Nyblin, Helsingfors (1875)
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fredrika_Charlotta_Runeberg
 

Fredrika Runeberg
als Autorin im Verlag 28 Eichen

 

Fredrika Runeberg: Frau Catharina Boije und ihre Töchter

 

Fredrika Runeberg, 1807 – 1879,

war eine finnlandschwedische Schriftstellerin (eine Angehörige der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland), verheiratet mit ihrem Cousin Johan Ludvig Runeberg (dem Nationaldichter Finnlands) und Mutter von acht Kindern. Sie lebte  in Helsinki und Porvoo und wird als Finnlands erste Journalistin bezeichnet und als die erste Autorin, die sich kritisch mit der sozialen Lage der Frauen in ihrem Land auseinandersetzte.  Ihren 1843 verfaßten Roman Fru Catharina Boije och hennes döttrar (Frau Catharina Boije und ihre Töchter) veröffentlichte sie erst 1858,  da sie das Thema für zu brisant hielt.  Weitere Werke: Sigrid Liljehorn (1862) und die Autobiographie Min pennas saga (geschrieben 1860, veröffentlicht 1946).

Notizen zur Autorin

Fredrika Charlotta Runeberg, geborene Tengström (1807 – 1879), verbrachte ihr Leben im Schatten ihrer berühmten Verwandten. Sie ist vor allem bekannt als Frau des finnischen Nationaldichters Johan Ludvig Runeberg, Großnichte des ersten finnischen Erzbischofs Jakob Tengström und Cousine des berühmten Theaterdirektors Kaarlo Bergbom. In Erinnerung geblieben ist sie hauptsächlich als Ehefrau, Mutter und gute Köchin – bis heute gilt sie als “Erfinderin” eines Gebäcks, des sogenannten “Runeberg-Törtchens”, das in Finnland traditionell am 5. Februar, dem Runeberg-Tag, gegessen wird.
Fredrika Runeberg stammte aus Pietarsaari. Sie wuchs mit acht Geschwistern auf und bekam die übliche Ausbildung einer höheren Tochter – Deutsch, Französisch, Englisch, Zeichnen, Haushaltsführung und zeitweiser Aufenthalt in einem Turkuer Mädchenpensionat. 1831 heiratete sie ihren Verwandten Johan Ludvig Runeberg, der schon zu Lebzeiten als Dichter berühmt wurde, besonders als Verfasser der Nationalhymne. Die Familie lebte in Helsinki und Porvoo.
Trotz der vielen Pflichten, die Fredrika Runeberg als Mutter von acht Kindern und eines vielbeschäftigten, berühmten und lange Zeit pflegebedürftigen Mannes hatte, fand sie Zeit zum Schreiben. Sie war u. a. als Zeitungsredakteurin tätig und gilt heute als Finnlands erste Journalistin. Außerdem übersetzte sie die berühmten Ossian-Gesänge ins Schwedische. Wie alle Angehörigen der damaligen Oberschicht Finnlands war Fredrika Runeberg schwedischsprachig und schrieb in ihrer Muttersprache.
'Von ihrem Gesamtwerk geblieben sind zwei Romane, eine kurze Autobiographie, ein Kochbuch und eine Sammlung mit Kurzgeschichten. Den Großteil ihrer Aufzeichnungen hat die Autorin verbrannt. “Fru Catharina Boije och hennes döttrar” entstand 1843 und gilt als der erste historische Roman, der in Finnland geschrieben wurde. Die Autorin wählt einen solchen historischen Hintergrund, da die kriegsbedingte Abwesenheit der Männer den weiblichen Familienmitgliedern größeren Handlungsspielraum gibt. Die energische Catharina Boije macht ausgiebigen Gebrauch von der neuen Macht, die sie seit dem Verlust ihres Mannes hat – die Folge ist ein schwerer Konflikt mit ihrer älteren Tochter Margaretha, die andere Vorstellungen vom Leben, aber ebenso ihren eigenen Kopf hat.
Fredrika Runeberg zögerte lange mit der Veröffentlichung, da sie mit negativen Reaktionen rechnete. Sie selbst hatte sich sehr kritisch über schreibende Frauen geäußert, so etwa 1841 in einem Brief an eine gute Freundin: “Schriftstellerinnen sind wie Sängerinnen: "Die, die etwas können, lassen sich endlos bitten und bleiben dann stumm, und die schlechtesten von allen singen unaufgefordert, während sie still sein sollten.” Diese harten Worte gelten einer Namensvetterin und zeitweiligen Nachbarin, der Autorin des ersten Romans, der in Finnland publiziert wurde (Fredrika Wilhelmina Carstens, “Murgrönan” [“Der Efeu”], 1841).
1858 erschien “Fru Catharina Boije och hennes döttrar”, nachdem das Werk dreizehn Jahre in Fredrika Runebergs grauer Handarbeitstasche verbracht hatte, und bekam überwiegend gute Kritiken. Der zweite historische Roman, “Sigrid Liljehorn”, erschien 1862.
1863 erlitt Johan Ludvig Runeberg einen Schlaganfall. Fredrika Runeberg wurde durch seine Pflege viele Jahre in Anspruch genommen und verbrachte bis zu zwölf Stunden eines Tages an seinem Bett. Die Symbiose mit ihrem Mann ging nach ihren eigenen Angaben soweit, daß sie eine gelbe Wand als schwarz empfand, wenn er sagte, sie sei schwarz. Sie überlebte ihren Mann nur um zwei Jahre und wurde neben ihm begraben. Ihre Autobiographie erschien erst lange nach ihrem Tod (1946).

Nadine Erler