Fredrika Runeberg, 1807 – 1879,
war eine finnlandschwedische Schriftstellerin (eine Angehörige der
schwedischsprachigen Minderheit in Finnland), verheiratet mit ihrem Cousin Johan
Ludvig Runeberg (dem Nationaldichter Finnlands) und Mutter von acht Kindern. Sie
lebte in Helsinki und Porvoo und wird als Finnlands erste Journalistin
bezeichnet und als die erste Autorin, die sich kritisch mit der sozialen Lage
der Frauen in ihrem Land auseinandersetzte. Ihren 1843 verfaßten Roman Fru
Catharina Boije och hennes döttrar (Frau Catharina Boije und ihre Töchter)
veröffentlichte sie erst 1858, da sie das Thema für zu brisant hielt.
Weitere Werke: Sigrid Liljehorn (1862) und die Autobiographie Min pennas saga
(geschrieben 1860, veröffentlicht 1946).
Notizen zur Autorin
Fredrika Charlotta Runeberg, geborene Tengström (1807 –
1879), verbrachte ihr Leben im Schatten ihrer berühmten Verwandten. Sie ist vor
allem bekannt als Frau des finnischen Nationaldichters Johan Ludvig Runeberg,
Großnichte des ersten finnischen Erzbischofs Jakob Tengström und Cousine des
berühmten Theaterdirektors Kaarlo Bergbom. In Erinnerung geblieben ist sie
hauptsächlich als Ehefrau, Mutter und gute Köchin – bis heute gilt sie als
“Erfinderin” eines Gebäcks, des sogenannten “Runeberg-Törtchens”, das in
Finnland traditionell am 5. Februar, dem Runeberg-Tag, gegessen wird.
Fredrika Runeberg stammte aus Pietarsaari. Sie wuchs mit acht Geschwistern auf
und bekam die übliche Ausbildung einer höheren Tochter – Deutsch, Französisch,
Englisch, Zeichnen, Haushaltsführung und zeitweiser Aufenthalt in einem Turkuer
Mädchenpensionat. 1831 heiratete sie ihren Verwandten Johan Ludvig Runeberg, der
schon zu Lebzeiten als Dichter berühmt wurde, besonders als Verfasser der
Nationalhymne. Die Familie lebte in Helsinki und Porvoo.
Trotz der vielen Pflichten, die Fredrika Runeberg als Mutter von acht Kindern
und eines vielbeschäftigten, berühmten und lange Zeit pflegebedürftigen Mannes
hatte, fand sie Zeit zum Schreiben. Sie war u. a. als Zeitungsredakteurin tätig
und gilt heute als Finnlands erste Journalistin. Außerdem übersetzte sie die
berühmten Ossian-Gesänge ins Schwedische. Wie alle Angehörigen der damaligen
Oberschicht Finnlands war Fredrika Runeberg schwedischsprachig und schrieb in
ihrer Muttersprache.
'Von ihrem Gesamtwerk geblieben sind zwei Romane, eine kurze Autobiographie, ein
Kochbuch und eine Sammlung mit Kurzgeschichten. Den Großteil ihrer
Aufzeichnungen hat die Autorin verbrannt. “Fru Catharina Boije och hennes
döttrar” entstand 1843 und gilt als der erste historische Roman, der in Finnland
geschrieben wurde. Die Autorin wählt einen solchen historischen Hintergrund, da
die kriegsbedingte Abwesenheit der Männer den weiblichen Familienmitgliedern
größeren Handlungsspielraum gibt. Die energische Catharina Boije macht
ausgiebigen Gebrauch von der neuen Macht, die sie seit dem Verlust ihres Mannes
hat – die Folge ist ein schwerer Konflikt mit ihrer älteren Tochter Margaretha,
die andere Vorstellungen vom Leben, aber ebenso ihren eigenen Kopf hat.
Fredrika Runeberg zögerte lange mit der Veröffentlichung, da sie mit negativen
Reaktionen rechnete. Sie selbst hatte sich sehr kritisch über schreibende Frauen
geäußert, so etwa 1841 in einem Brief an eine gute Freundin:
“Schriftstellerinnen sind wie Sängerinnen: "Die, die etwas können, lassen sich
endlos bitten und bleiben dann stumm, und die schlechtesten von allen singen
unaufgefordert, während sie still sein sollten.” Diese harten Worte gelten einer
Namensvetterin und zeitweiligen Nachbarin, der Autorin des ersten Romans, der in
Finnland publiziert wurde (Fredrika Wilhelmina Carstens, “Murgrönan” [“Der
Efeu”], 1841).
1858 erschien “Fru Catharina Boije och hennes döttrar”, nachdem das Werk
dreizehn Jahre in Fredrika Runebergs grauer Handarbeitstasche verbracht hatte,
und bekam überwiegend gute Kritiken. Der zweite historische Roman, “Sigrid
Liljehorn”, erschien 1862.
1863 erlitt Johan Ludvig Runeberg einen Schlaganfall. Fredrika Runeberg wurde
durch seine Pflege viele Jahre in Anspruch genommen und verbrachte bis zu zwölf
Stunden eines Tages an seinem Bett. Die Symbiose mit ihrem Mann ging nach ihren
eigenen Angaben soweit, daß sie eine gelbe Wand als schwarz empfand, wenn er
sagte, sie sei schwarz. Sie überlebte ihren Mann nur um zwei Jahre und wurde
neben ihm begraben. Ihre Autobiographie erschien erst lange nach ihrem Tod
(1946).
Nadine Erler
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